Einkaufskultur

21.7.2008 von maria

Des einen Freude ist des anderen Leid. Während sich meine Schwiegermutter vor ihren Besuchen in Berlin schon ein Loch in den Bauch freut, dass sie wieder jeden Tag den ganzen Tag shoppen kann, sind Spaziergänge durch Shopping Malls und Einkaufscenter für mich ein Greuel. Ihre neueste Entdeckung und Lieblingseinkaufszentrum ist das Alexa am Alexanderplatz – dessen Anblick mir schon Gruselschauer über den Rücken jagt. Dabei war meine erste Begegnung mit einer Shopping Mall war durchaus positiv. Ich war zehn Jahre alt, das erste Mal in London und beeindruckt von all den spannenden neuen Dingen, die bei uns erst Jahre später den Markt erobern sollten: Wasserkocher, Hosenbügler (na gut, der ist bei uns immer noch nicht verbreitet) und eben Einkaufszentren. Was für ein Erlebnis, durch ein großes Haus mit lauter Läden zu spazieren und nicht dem englischen Regen ausgesetzt zu sein.

Jahre später schossen die Center auch in Deutschland wie Pilze aus dem Boden. Und ob nun hier oder in anderen Ländern mit dem ewig gleichen Grundaufbau: ein paar Bekleidungsketten, Parfümerien, Schuhläden, Drogeriemärkte, ein Elektronikfachgeschäft, Krimskramsläden, ein Supermarkt im Untergeschoss, ein Eiscafé im Obergeschoss und für den Hunger nach dem anstrengenden Einkaufsbummel ein Dönerstand, ein Asia-Stand bzw. ein Food Court. Die Mall als solche wird den lieben langen Tag mit Musik beschallt. Doch, als sei das nicht ausreichend, sorgt jedes Geschäft für sich noch einmal für die ensprechende musikalische Untermalung seines Warenangebots – was in der Regel zu einem äußerst nervenaufreibenden Klangkonglomerat führt. Die warme, von menschlichen Ausdünstungen geschwängerte Konservenluft tut ihr übriges. An Vormittagen in der Woche kann ich damit leben. Wenn sich nachmittags oder am Wochende jedoch die Menschenmassen, an den Rolltreppen stauend, durch die Gänge schieben, bleibt nur die Flucht nach draußen.

Foto: ctr

Wie schön ist es doch, durch kleine, individuelle Läden an der Straße zu schlendern. Mit viel frischer Luft und wenig Ware aus der Retorte.

Unter Allgemein

Eine Antwort

  1. Schwiegermutter

    Ha!Ha!…
    Harrods, Alexa, KaDeWe, die Einkaufsstrassen von Calgary und Singapur usw…sind einige der kleinen Wunder, der der Mensch erschaffen hat, die ihn von Affen unterscheidet. Da ist Raum anstatt Enge, Menschen anstatt Einsamkeit, Licht und Glanz anstatt Dunkelheit und manchmal verrückte Musik, z.B. Leise rieselt der Schnee in Singapur… Hier zwingt keiner zum Kauf und trotzdem ist man glücklich. In einem kleinen Laden ist es peinlich, wenn man als Exote etwas anfaßt und nichts kauft. Dann kann es passieren, daß man von oben bis unten angeschaut und mit dem heimlichen Gedanken verabschiedet wird : „Die ist eben zu rustikal“. Nein Danke.