Biobinden und Seniorenäpfel

20.4.2008 von maria

Noch vor einigen Jahren war der Einkauf in Bioläden Ökoleuten mit buntgefärbter Leinenhose, selbstgestricktem Wollpullover, Batik T-Shirt und Wuschelfrisur vorbehalten. Aus dieser Zeit stammen noch einige Ressentiments, die sich jedes Mal wieder aus den Tiefen meines Gehirnes hervortrauen, wenn ich einen Bioladen betrete. Warum, ist mir völlig unverständlich – denn Bio ist Mainstream: in unserer Gegend gibt es bald mehr Bioläden, als normale Lebensmittelläden. Sie werden anzahlmäßig nur noch von Heilpraktikern, Modegeschäften und Rechtsanwälten übertroffen. Außerdem muss ich zugeben, dass regionales Biogemüse wirklich besser schmeckt, als das was in den Regalen von Lidl herumlümmelt. Ein Ressentiment, was genau genommen keines ist, weil es Tatsache ist, ist der Geruch. Beim Betreten des kleinen Bioladens um die Ecke, schlägt mir jedes Mal ein -wie soll ich sagen- Ökogeruch entgegen: eine Mischung aus Körnern, Keller, Gemüse und irgendetwas undefinierbarem. Das Zweite ist die ökologische Überzeugung der Verkäufer. Wie auch ich, kaufen heutzutage viele Personen Bioprodukte wegen des besseren Geschmacks und der geringeren Schadstoffkonzentration. Doch die meisten Verkäufer sind noch von der alten Garde, der es vornehmlich um den Schutz der Umwelt ging. So ernte ich jedes Mal einen ernsten Blick, wenn ich keinen eigenen Beutel dabei habe und wieder eine Plastiktüte aus dem Laden in Anspruch nehmen muss. Das Dritte Vorurteil ist die Überflüssigkeit einiger Bioprodukte: vor kurzem stand eine Dame vor mir an der Kasse, in deren Warenkorb sich Bio-Damenbinden befanden. Wtf? Damenbinden aus biologischem Anbau?

Was mich bei dem ganzen Biohype immer ein wenig stutzig macht, sind die Mengen an Biolebensmitteln, die verbraucht werden. Soll das wirklich alles aus biologischem Anbau sein? Kann ich darauf vertrauen, dass Getreide aus China frei von Schadstoffen ist? Zu diesem Thema gibt es auch einen schönen Artikel in der Zeit, der sich unter anderem damit beschäftigt, ob man lieber herkömmliche Äpfel aus der Region kaufen sollte, oder Bioäpfel aus Südafrika, die dann erst per Flugzeug nach Deutschland transportiert werden müssen.

Möhren

Foto: DoortenJ

Ach so, die Seniorenäpfel: über den Kisten mit den verschiedenen Apfelsorten hängen oft kleine Schildchen, die über Herkunft und Geschmack der Äpfel Auskunft geben. Bei einer Sorte stand: milde Säure, fruchtige Süße; idealer Apfel für Kleinkinder und Senioren. Wenn die Prothese fest genug sitzt.

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