Der Überwachungsrentner

19.11.2007 von maria

Das Haus, in dem sich meine letzte Wohnung befand, war ein normales Berliner Mietshaus mit bunt gemischten Bewohnern: einige Studenten, Kleinfamilien, eine ältere Dame und einige alleinstehende Personen. Wie nicht selten, wohnte im Erdgeschoss der Überwachungsrentner. Ein strenger alter Herr, der die ankommenden und weggehenden Personen beobachtete und penibel die Einhaltung der Hausordnung überwachte. Fahrräder im Hausflur? gab es in diesem Haus nicht. Derartige Schandtaten erforderten eine sofortige Reaktion mittels großen Aushangs am schwarzen Brett des Hauses. Bei der Abholung eines Päckchens, das er für mich entgegengenommen hatte, verlangte er neben dem Abholschein auch noch das Vorzeigen des Personalausweises. Ordnung muss sein! Bei ungewohnten Geräuschen im Hausflur, öffnete sich die Wohnungstür stets und mit Pfeife, dickem Bauch und gerunzelter Stirn schaute er nach, was vor sich ging. Er hegte ein natürliches Mißtrauen gegen junge Leute, was dazu führte, dass mir nie mehr als ein grimmiges Guten Tag entgegengebracht wurde, während er bei Besuchen meines Vaters gerne ein Schwätzchen mit ihm hielt.

So ein Überwachungsrentner in jedem Haus wäre doch ein hervorragendes Mittel zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Und das Beste: auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand könnte Herr Schäuble als Überwachungsrentner noch aktiv gegen die Bedrohung der westlichen Zivilisation vorgehen. Außerdem begegnet man dem Problem der zunehmenden Alterung der deutschen Bevölkerung und tut etwas gegen Altersarmut. Was für eine wunderbare Idee!

überwachungskamera

Foto: drouu

brauchen wir dann nicht mehr

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Eine Antwort

  1. oliver

    ich habe allgemein das gefühl, dass ältere deutsche menschen von angst geplagt sind. angst vor der bösen jugend. angst vor ausländern (oft, nicht immer) oder sonstigen anders aussehenden menschen. da wird die handtasche schon mal fester umklammert, wenn ein afrikaner entgegenkommt. ich beobachte an flughäfen immer wieder, wie alte reisende unglaubliche angst haben, von der fluggesellschaft nicht mitgenommen zu werden. aufgrunddessen fahren sie in der eincheck-schlange mehrfach mit ihrem wagen dem vor ihnen stehenden passagier gegen das schienbein. und wehe, jemand bewegt sich nicht sofort voran! selbst an meinen eltern beobachte ich die angst vor unwesentlichen dingen. z.b. die angst meines vaters, anteilig weniger zu essen zu bekommen als andere am tisch, selbst wenn reichlich für alle da ist. ich nehme an, ich habe auch solche ängste und mit zunehmendem alter wird es mir weniger peinlich (oder bewusst) sein, sie offen zu leben. ich habe jetzt schon angst vor spinnen. ich werde dann jeden, der das haus betritt, erst einmal gründlich mit pestiziden einsprühen. wo käme denn die welt sonst hin!