So sehr mich sinnlose und unästhetische Schmierereien auf Häuserwänden verärgern: dieses Graffito ist so intelligent, ironisch und dreist, dass ich mir bei jedem Vorbeigehen ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Als Erklärung für alle Nichtjuristen, der zweite Absatz des § 303 Strafgesetzbuch:
„(2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.“
Diese Norm regelt die Strafbarkeit wegen Sachbeschädigung. Der zitierte Absatz, vielen bekannt als Graffiti-Paragraf, beinhaltet quasi eine gesetzliche Definition illegaler Graffiti.
Was wir sehen, ist also ein Graffiti, dass sich selbst definiert. Genial, oder?
In Berlin ist Wahlkampf. Wohin man schaut: von allen Laternenpfählen, Straßenschildpfählen und sonstigen Orten, an denen man Plakate anbringen kann, blicken einem mehr oder minder symphatische Parteifritzen und Volksvertreter in spe in das Gesicht. Oder rufen belanglose Wahlwerbeslogans allenfalls ein Gähnen hervor.
Eine bekannte Billigbiermarke zeigt die Absurdität dieses – wie eigentlich jedes- Wahlkampfes auf und nutzt die Gelegenheit für eine humorige Werbekampagne:
Weitere Slogans: “ Sicher über die 5 %“, „Deutschland wird wieder Exportweltmeister“, “ Ein Schluck muss durch Deutschland gehen“, „Klimawandel stoppen: Bier muss kalt bleiben“.
Damit ist eigentlich alles gesagt: der Politzirkus ist schon eine absurde und von außen in keiner Weise nachvollziehbare Veranstaltung. Seit sechzig Jahren die gleichen Themen:
… und letztlich ist es auch egal, wen man wählt. Denn sobald eine Partei an der Macht ist, geht ein Großteil der vielleicht sogar vorhandenen Ambitionen im Getriebe des Politikalltags und irgendwelchen zwischenparteilichen oder innerparteilichen Streitigkeiten unter.
Prost, meine Lieben.
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An diesem Plakat bin ich vor kurzem vorbeigegangen:
So richtig verstehe ich nicht, warum beim Thema „Zukunft“ mit einem Astronaut geworben wird. Die erste bemannte Fahrt ins Weltall fand schon 1961 statt, vor 50 Jahren. Und gerade eben hat die USA ihr Space Shuttle Programm eingestellt. Natürlich fliegen noch Menschen ins Weltall, aber mit Zukunft hat das obige Bild momentan eher wenig zu tun. Aber zumindest bewirbt die BVG gleichzeitig ihren „Service 2.011“. In Zeiten von „Web 2.0“ hört sich das doch fast schon ein bisschen nach Zukunft an.
Deutschland ist raus aus der WM. Und damit nimmt der Flaggenspuk hoffentlich ein Ende.Vielleicht habe ich zu viele Jahre Geschichts- und Politikunterricht von Alt-68ern genossen. Aber diese Deutschand-Fahnen-Manie, die mit dem Fortschreiten der WM immer größere Ausmaße annahm, war mir irgendwie unangenehm. Doch was soll man machen, die Begeisterung der Bevölkerung hat auch sein gutes und es ist doch ein wunderbares Zeichen der Integration, wenn sich die Berliner Migranten für das Spiel der Deutschen Nationalmannschaft begeistern können. Es mutete zugegebenermaßen auch absurd an, dass einige linke Gruppen sich ihre Zeit damit vertrieben, (von Migranten) aufgehängte Flaggen zu zerstören. Doch wie es immer ist: es gibt Gruppierungen, die derartige grundsätzlich harmlose Situationen schamlos auszutzen und das vor aller Augen. Mir drehte sich gestern der Magen um, als vor mir ein Neonazi in strammem Schritt über die Straße marschierte: Springerstiefel, kurzgeschorene Haare und eine große Deutschlandflagge über der Schulter – wie frisch aus dem Dritten Reich entsprungen. Das ist die Kehrseite der Medaille.
Innovative, neuartige Geldanlage: ersteigern Sie diese Traumimmobilie in Citylage. Leerstehend, frei nach Wunsch gestaltbar. Garantierte Wertsteigerung. Unschlagbarer Preis.
Und vor allem: drei Teileigentume! (Schüttel, irgendwie kann ich mich mit dieser Pluralversion von Eigentum nicht anfreunden. Aber der Duden will es so)
Unter Amüsement mit Kommentare deaktiviert für Traumimmobilie
Schon Püppi Langstrumpf hat es gewusst: wenn man auf den Straßen und Plätzen nur genau genug hinschaut, finden sich so einige großartige Schätze.
Vor einigen Tagen an einem verregneten Nachmittag zeigte ich mich als hartgesottenes Elternteil und ging mit den Kindern auf den Spielplatz. Dieser war menschenleer bis auf einen Mann, der mit einem Stock in der Hand im Sandkasten herumzuirren schien. Ich dachte zunächst, ein Blinder habe sich im Sandkasten verlaufen. Doch ein näherer Blick offenbarte, dass ich mich im Irrtum befand. Der Stock war kein Blindenstock, sondern ? …. tätä, tätäräta….: ein Metalldetektor! Und der Mann irrte nicht, sondern suchte damit den Boden des Sandkastens ab. Vorwiegend an den Stellen, an denen sich Klettergerüste, Schaukeln und Karussels befanden. Wenn der Metalldetektor anschlug – was relativ häufig passierte -, wühlte er kurz im Sand und steckte dann etwas in seine Tasche.
Was er fand? Nicht nur alte Schippen und metallene Flaschendeckel, sondern? Kleingeld! Welch geniale Idee. Diese Stellen sind ein Eldorado für Kleingeldsucher. Und wer sich nicht zu schade ist, mit einem Metalldetektor ausgerüstet die Spielplätze abzusuchen, kann sich auf diese Weise ein schönes Taschendeld von fünf bis zehn Euro pro Spielplatz dazuverdienen.
Großartig. Es lebe die Kreativität.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Auf Schatzsuche
Für Babys mit Lebensmittelallergien gibt es Spezialnahrungen, die idealerweise dazu führen, dass Hautausschläge, Juckreiz, Koliken und andere Unerfreulichkeiten verschwinden und ein fröhliches und entspanntes Kind zurückbleibt. Womit die Eltern allein gelassen werden, ist die Frage, wie bekommt man das Baby dazu, die Spezialnahrung zu sich zu nehmen? Der Internetauftritt eines Herstellers beantwortet in seinen FAQ die Frage „Warum lehnt mein Kind die Nahrung ab ?“ mit: vielleicht will ihr Kind Selbständigkeit zeigen. Mmh. Vielleicht könnte es auch daran liegen, dass die Nahrung nicht schmeckt? Es ist nicht übertrieben, sie als ekelhafte Plörre zu bezeichnen: ein wenig sauer, bitter und ansonsten geschmacklos. Da hilft es auch nichts, dass ein anderer Hersteller auf seiner Verpackung damit wirbt, das Nahrungsmittel sei besonders wohlschmeckend. Spätestens wenn das Baby die ersten Tropfen im Mund hat und angewidert das Gesicht verzieht, würgt und alles wieder ausspuckt, weiß man, dass es nicht so einfach wird, wie erhofft. Die Ärztin empfiehlt: Augen zu und durch. Wenn das Kind Hunger hat, wird es schon trinken. Na danke!
Nachtrag: Nun mein qualifizierter Tip: Geduld und Liebe, immer wieder probieren, aber keinen Zwang ausüben. Die Umstellung geht einfacher, wenn sie schrittweise erfolgt und nach und nach das Stillen durch die Flasche ersetzt wird. Wenn das Kind alt genug ist (4 Monate plus), kann man zu einer Mahlzeit die hypoallergene Nahrung mit Birne oder Banane mischen. Das ist vergleichsweise lecker und das Kind kann sich schon einmal an andere Geschmacksvarianten als Muttermilch gewöhnen.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Ih bäh…
An der Ecke Mollstraße / Otto-Braunstraße entsteht ein neues Hochhaus. Und natürlich wird es ein Hotel. Als ob Berlin noch nicht genügend Hotels hat. Viele Hotels in Berlin, inklusive der Luxus-Hotels, sind nicht ausgelastet. Da wundere ich mich immer wieder, wie ein Investor auf die Idee kommt, dass es sich lohnt, ein neues Hotel zu bauen. Vielleicht wissen die was, was ich nicht weiß, und Berlin wird in ein paar Jahren nur noch aus Touristen bestehen. Wo ich wohne, könnte man meinen, das ist jetzt schon der Fall. Kann das überhaupt noch mehr werden?
Aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. Geschockt war ich eher, als ich gesehen habe, wie dieses neue Hotel – Baujahr 2010 – aussehen wird:
Hier entsteht also ein neuer Plattenbau aus grau-blauen Platten und blau getönten Scheiben. Ich war zunächst etwas verwirrt, wie jemand nur auf die Idee kommen könnte, so ein hässliches Gebäude zu entwerfen. Aber dann wurde es mir plötzlich bewusst: In der gesamten Gegend stehen Plattenbauten. Die Stadtverwaltung hat wahrscheinlich die Vorgabe gemacht, dass das neue Gebäude ins restliche hässliche Stadtbild passen muss. Es wäre doch ein Unding, wenn ein Architekt auf die Idee käme, hier ein schönes Haus hinzubauen! Der Anfang vom Ende des Plattenbaus! Das muss verhindert werden!
Insofern bleibt Berlin seiner Linie treu und verschandelt jede Ecke, in der noch Baugebiet zur Verfügung steht.
Unter Bausünden mit Kommentare deaktiviert für Bausünden, die Zweite
Beim Blick aus dem Fenster, während die Flugschirmchen der Pusteblumen beinahe schwerelos durch die Luft treiben, fühle ich mich ein wenig surreal. Als befände sich die Welt um mich herum und ich mit ihr in einer überdimensionierten Schneekugel.
Bislang hielt ich es für ein Ammenmärchen, dass ein Stück Fleisch so zart sein kann, dass es förmlich auf der Zunge zergeht. Doch – oh Wunder – ich wurde eines besseren belehrt.
Wir hatten uns einen freien Abend organisiert und wollten irgendwo in der Nähe lecker essen gehen. Da mein Begleiter Lust auf Steak hatte, beschlossen wir, das relativ neue Bio-Steakhaus in der Biomeile Schönhauser Allee aufzusuchen. Zugegeben, der Name ist etwas speziell: Steaksandfriends (das Steak, dein Freund? Wahrscheinlich soll es implizieren, dass man dort Steak essen und seine Freunde treffen kann. Na ja). Wir hatten einen Tisch bestellt, da es am Vorabend relativ voll schien. Das wäre jedoch an diesem Samstag Abend nicht nötig gewesen. Das Restaurant war etwa zur Hälfte besetzt. An der Tür kam uns ein geschniegelter Herr entgegen, der uns die Jacken abnahm und zum Tisch geleitete.
Neues Jahr – neue Artikelreihe. Dieses Mal geht es um moderne Bausünden in Berlin und Beispiele, wie man es besser machen kann. Denn oft genug drängt sich einem beim Anblick der neuen Gebäude die Frage auf, ob die Berliner Behörden bei der Vergabe von Baugenehmigungen in irgendeiner Weise auf Ästhtetik achten.
Das erste Beispiel ist dieses gerade fertiggestellte Traumhaus, welches einen erschlägt, wenn man aus dem U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz herauskommt und an die Oberfläche gelangt. Davon abgesehen, dass den Architekten ob der Form des Gebäudes sogar etwas Kreativität und Ambitioniertheit bescheinigt werden kann, erfüllt es so ziemlich alle Kriterien einer Bausünde:
1. Es ist dunkelgrau. Entweder dunkelgrau ist der aktuelle Trend in der Architekturszene, oder die Damen und Herren Architekten neigen zu Depressivität angesichts vieler Arbeit und schlechter Bezahlung. Jedenfalls schießen reihenweise Häuser aus dem Boden, die die Welt bei schlechtem Wetter und grauem Himmel noch unfreundlicher erscheinen lassen.
Die hübschen bunten Flecken von den Farbeierbewürfen werden vor der endgültigen Eröffnung wohl noch entfernt werden.
2. Es ist ein Klotz. Kantige Ecken, kahler Beton. Keine Verzierungen, keine Spielereien – nichts, an dem das Auge hängen bleiben und sich erfreuen kann
3. Ein großer Teil des Gebäudes besteht einfach aus kahlen Betonwänden ohne Fenster. Von dieser Perspektive sieht das Haus noch einigermaßen freundlich aus. Schaut man jedoch von hinten, streckt sich einem symphatisch eine geschlossene Betonwand entgegen. Wie einladend.
4. Es ist äußerlich von einer Beschaffenheit, die spätestens in zehn Jahren so dreckig und abgeranzt aussieht, dass man das Haus nicht mehr aus der Nähe betrachten möchte. Beispiele dafür kann man sich zuhauf im Westen der Stadt anschauen. Nicht so wie bei den zahlreichen Altbauten im Kiez, die einfach regelmäßig außen neu angestrichen werden und dann wieder gut aussehen.
Unter Bausünden mit Kommentare deaktiviert für Bausünden, die Erste
Der Sommer scheint dieses Jahr aus Bayern zu stammen oder entschiedener Gegner der schwarz-gelben-Koalition zu sein. Jedenfalls hat er anscheinend beschlossen, den Raum Berlin großzügig auszusparen. Während anderswo die Sonne lacht und die neuesten Sommerfähnchen herumspaziert werden, stauben hier die Sommersachen im Schrank ein. Durchweg Temperaturen um die 14 Grad, Regen, kräftiger Wind, Hagel und ein unfreundlicher grauer Himmel haben mich dazu bewogen, mir Mitte Mai noch einmal eine neue dicke Jacke mit Kapuze zuzulegen.
Was ist los? Vielleicht hat sich auch, wie damals im Jahr 1816, eine dicke Aschewolke vulkanischen Ursprungs über uns niedergelassen, die die Sonnenstrahlen überall hin reflektiert, nur nicht zu uns. Was mich gleich dazu bringt, die wunderbare Verschwörungstheorie aufzuwerfen, dass der Ausbruch des nun legendären Eyjafjallajökul die Rache Islands für die Folgen der Finanzkrise ist. Und nicht natürlicherseits geschah, sondern von den isländischen Geheimdiensten ausgelöst wurde.
Wie dem auch sei: ich überlege, rechtliche Schritte gegen Petrus einzuleiten. Solch ein Wetter hatte ich nicht bestellt. Außerdem geht mein Basilikum auf dem Balkon ein. Welche Familie mit Haus in Südfrankreich oder Norditalien möchte mich adoptieren?
Zum Trost noch ein schönes Bild vom letzten Sommer, hach…
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Jahr ohne Sommer?
Als ich heute nacht um zwölf Uhr am Fenster stand, vor mir das Feuerwerk über der Skyline von Prenzlauer Berg, kam mir mein erster Gedanke im neuen Jahr: Gibt es eigentlich Bio-Feuerwerk?
Als Klassiker im engen Sinne kann man dieses Video wohl nicht bezeichnen. Doch seit Tagen lässt es mich nicht mehr los. Es sind nicht nur die Skurrilität der Veranstaltung, die überbordende Begeisterung des Publikums und die unglaubliche Arbeit, Liebe und Kreativität der Wettbewerbsteilnehmer. Das Video weist auch einen kaum zu überbietenden Spannungsbogen auf.
Ich wünsche euch vergnügliche 40 Sekunden.
Unter Entertainment mit Kommentare deaktiviert für Lieblings Youtube-Klassiker IV
Ich weiß nicht, was vor kurzem mit der Kellnerin in der Volksbar los war. Schlechte Nacht? Restalkohol? Allgemeine Verpeiltheit?
Dass sie ein anderes als das bestellte Baguette brachte und die Salatbeilage vergaß, das kann passieren. Doch was sie uns als frischen Pfefferminztee auf den Tisch stellte, stimmte mich sehr nachdenklich. Im Halbdunkel und auf den ersten Blick sah der Tee völlig normal aus: grüne Blätter in heißem Wasser. Also hinein mit dem Löffel Zucker und umrühren. Pusten. Nippen. Doch irgendwie schmeckte der Tee anders als sonst. Was war passiert? Handelte es sich um eine neue, spannende Sorte Pfefferminz? Also nocheinmal probieren, herumrätseln, beratschlagen. Ein Blatt herausangeln, analysieren…
Meine schlaue Begleiterin fand dann des Rätsels Lösung: die Bardame hatte uns statt Pfefferminztee Basilikum aufgebrüht. Auch schön. Nur wie kann man nur Pfefferminze mit Basilikum verwechseln? Es ist beides grün – doch da hört die Ähnlichkeit auf schon auf. Das eine ist haarig mit Zacken am Rand, das andere glatt und hat relativ runde Blätter.
Im Anschluss noch ein kleines Bilderrätsel für alle Ratefüchse: Was ist was?
Grüsel, das Treiben einiger Anwälte rollt mir immer wieder die Fußnägel. Vielleicht bin ich noch zu jung und realitätsfern, um die wirkliche berufliche Situation beurteilen zu können, aber eine gewisse Grundanständigkeit und Prozessvorbereitung liegt doch im Wesen des Anwaltsberufes, oder? Gerade erst hatte ich im Sozialgericht eine besonders dreiste Spezies dieser Gattung, kopfschüttel. Die Mandatierung erfolgte wohl allein wegen der Rechtsschutzversicherung des Klägers. Der Widerspruch bei der Behörde wurde gar nicht begründet. Die Klagebegründung bestand aus einem Satz: Das Arbeitsamt hat sich verrechnet. Das war es. Wenn sich der Anwalt die Mühe gemacht hätte, vorher einmal in die Verwaltungsakte hereinzuschauen, wäre ihm aufgefallen, dass Widerspruch und Klage völlig unbegründet sind. Hat er aber anscheinend nicht. Zum Beginn der Verhandlung, um 9 Uhr erschien sein Mandant alleine. Sein Anwalt stehe im Stau. Na so etwas. Eine halbe Stunde später steckte der Kläger den Kopf wieder durch die Tür. Sein Anwalt wolle nicht mehr kommen und habe ihm vorgeschlagen, die Verhandlung alleine durchzuführen. Wenn das Gericht ihm raten würde, die Klage zurückzunehmen, solle er dies tun. So viel Dreistigkeit bekommt man nicht häufig geboten. Wir haben daraufhin den Anwalt ins Gericht beordert und die anderen Verhandlungen vorgezogen. So dass der gute Herr schließlich zwei Stunden vor der Tür warten musste, bis er die Klage seines Mandanten zurücknehmen durfte. Leider viel unnütz vertane Zeit für seinen Mandanten, aber ein bisschen Strafe muss sein.
Vorhin war ich auf dem Weg in die Küche, um das Abendbrot vorzubereiten, als mir aus dem Küchenfenster ein heller roter Schein entgegenleuchtete. Mein erster Gedanke war: ah, dort veranstaltet jemand ein Feuerwerk. Doch in der nächsten Sekunde war klar: Verdammt, aus der gegenüberliegenden Wohnung schlagen hohe Flammen. Schnell ins Schlafzimmer zurück: die Feuerwehr alarmieren. Auf den Balkon rennen und versuchen, die Bewohner des Hauses zu warnen. Zusehen, wie dort die Bewohner in Panik, mit Schlafanzug bekleidet durch den Hausflur rennen. Jemanden organisieren, der die Haustür für die Feuerwehrleute öffnet. Minuten später waren Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr da. Doch bis die Schläuche richtig positioniert waren und das eigentliche Löschen losgehen konnten, vergingen bestimmt zehn bis fünfzehn Minuten bangen Wartens. Minuten in denen ich am Fenster stand und hilflos mitansehen musste, wie das Feuer unglaublich schnell über den Balkon auf die darüberliegende Wohnung und das Dach übergriff. Wie die Fenster herausplatzten und die Flammen an der Hauswand leckten. Die Bewohner der darüberliegenden Wohnung hatten es nicht rechtzeitig herausgeschafft. Sie hatten sich zwar in die obere Etage der Wohnung geflüchtet, aber schon allein der Rauch muss große Gesundheitsschäden (und hoffentlich nichts schlimmeres) bei Ihnen angerichtet haben. Sie hatten zunächst bei geschlossenem Fenster abgewartet, doch irgendwann war die Rauchentwicklung so stark, dass sie halb auf den Fensterbrettern kauerten, bis sie endlich und zum Glück von den Feuerwehrleuten aus der Wohnung geholt wurden.
Während des Brandes
Am Tag danach
In solchen Momenten wird einem die Angst vor der eignen Sterblichkeit, der Verwundbarkeit der Menschen, die man liebt und die Hilflosigkeit in einer solchen Situation und gegenüber derartigen Naturgewalten so unbarmherzig vor Augen geführt, dass es unglaublich bedrückend ist. Also Leute bitte, bitte: keine Fahrlässigkeit beim Thema Brandschutz.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Der Fluch der Hilflosigkeit
Als ich vor einer Weile im Büro der Sekretärin unserer Geschäftsführung stand, konnte ich einen kleinen Blick auf ihren Bildschirm werfen, der gerade den Terminkalender ihrer Chefin anzeigte. So etwas hatte ich wirklich noch nicht gesehen. Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen den Terminkalender einer Geschäftsführerin (zum Vergrößern klicken):
Ein paar Infos dazu:
Sie verantwortet mehrere Geschäftsbereiche mit insgesamt etwa 1.000 Mitarbeitern.
Sie steht zwei Stufen unter dem Vorstand einer großen deutschen Firma.
Die Geschäftsbereiche sind über zwei (deutsche) Standorte verteilt, zwischen denen sie pendelt.
Ihr Freund sieht sie am Wochenende und morgens, wenn er um 5 Uhr aufsteht, um sie zum Flughafen zu fahren.
Was in diesem Kalender wie Doppelbelegungen aussieht, sind oft Kommentare zu den eigentlichen Terminen.
Fast alle Termine sind Besprechungen.
Zeit für „richtige“ Arbeit ist nur abends oder im Flugzeug.
Wann sie zu Mittag isst, weiß ich nicht.
Kern der meisten Besprechungen ist eine PowerPoint-Präsentation. Diese werden mittlerweile auch als Protokoll herangezogen.
Ich hatte sie mal gefragt, was sie motiviert, so ein Leben zu führen. Sie sagte, dass sie zu Beginn des Jobs nicht wusste, was auf sie zukommen würde, dass sie aber entschlossen ist, die Firma trotz des schwierigen Umfelds voranzubringen.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Die Woche eines Geschäftsführers
Die Beliner Bevölkerung ist aufgerufen, am kommenden Sonntag über einen Gesetzesentwurf zur Stellung des Religionsunterrichtes in der Schulausbildung abzustimmen. Bisher ist es so, dass alle Schüler gemeinsam einen Ethikunterricht besuchen, in dem die Grundwerte unserer Gesellschaft vermittelt werden sollen. Daneben wird freiwillig für alle Interessierten Religionsunterricht angeboten. Ein Zusammenschluss von Kirchen und christlich-konservativen Politikern, der sich Pro Reli nennt, stellt nun einen Gesetzesentwurf zur Abstimmung, laut dem die Schüler verpflichtet werden sollen, zwischen Religion und Ethik zu wählen. Es stehen sich zwei Fronten gegenüber. Der Berliner Senat will, dass die Regelung so bleibt, wie sie ist. Und Pro Reli möchte Religion als Wahlpflichtfach einführen.
Der Senat scheint anzunehmen, es sei in dieser heißen Debatte damit getan, ein paar Plakate aufzuhängen. Leider ist der Großteil der Bevölkerung aber unzureichend informiert, so dass er auf die groß angelegte und -freundlich gesagt- etwas missverständliche und manipulative Werbekampagne der Pro Reli Anhänger hereinfällt. Deren Wahlkampfspruch lautet: freie Wahl zwischen Ethik und Religion. Auf Plakaten heißt es „Wir glauben nicht, dass man auf Religionsunterricht verzichten kann“. Damit implizieren sie – wohl ganz bewusst-, der Senat wolle den Religionsunterricht abschaffen. Und schicken so die Bürger, die religiös sind, aber einen gemeinsamen Ethikunterricht in dieser multiethnischen Stadt befürworten auf eine falsche Fährte.
Was ist falsch daran, allen Schülern, egal welchen religiösen und weltanschaulichen Hintergrunds, gemeinsame Werte zu vermitteln? Den Ansprüchen von Pro Reli genügen die vermittelten Werte nicht. Doch anstatt zu versuchen, ihre Ideen zum Inhalt des Ethikunterrichtes einzubringen, setzen sie auf Separation. Es hat den Anschein, als wollten die Kirchen unter dem Deckmantel der Wahlfreiheit versuchen, ihre Schäfchen ins trockene zu holen und der fortwährenden Missonarisierung Vorschub zu leisten. Und warum sollten nur die evangelische und katholische Kirche einen eigenen Wahlpflichtunterricht bekommen. Würde es dann nicht der Gleichheitsgrundsatz gebieten, alle großen Religionsgruppen gleich zu behandeln? Wer seinem Kind Religionsunterricht zugute kommen lassen will, der kann es zum freiwillen Religionsunterricht oder auf eine konfessionelle Schule schicken.
Deswegen stimme ich am Sonntag mit „Nein“. Pro Reli – Nein Danke!
Unter Aktuelles mit Kommentare deaktiviert für Pro Reli – nein Danke!
Als Referendare standen uns für einen Tag auch die heiligen Hallen des LKA Berlin offen. Das LKA residiert am Flughafen Tempelhof in einem dieser modernen grauen Glaskästen, die zur Zeit wie Pilze aus dem Boden sprießen. (Ich sage nur Friedrichstraße – gegenüber vom Admiralspalast, schüttel… Kann man in diesen Fällen nicht vom Architekten und vom Land Berlin Schadensersatz für psychische und physische Beeinträchtigungen verlangen, die einem beim Anblick des Gebäudes überkommen?) Neben einem spannenden Vortrag über das Kompetenzzentrum Kriminaltechnik (damit auch wir Juristen wissen, wie kompetent die Leute dort sind) mit modernster Technik, unter Einsatz eines Beamers mit überdimensionalem Touchscreen an der Wand, hat mich vor allem die Kantine beeindruckt: ein schöner heller Raum mit Glasdach und hervorragendem Angebot: italienische Kekse, frischgepresster Orangensaft, annehmbarer Kaffee, Apfelstrudel mit Vanillesauce… und das zu Kantinenpreisen! Wenn das kein Grund ist, beim LKA zu arbeiten. Obwohl ich mich wahrscheinlich schwer damit tun würde, die mit Abkürzungen gespickte und insofern ein wenig an Neusprech erinnernde interne Sprache zu lernen.
Aus dem Vortrag habe ich einige praktische Erkenntnisse mitgenommen:
Wasserkocher sind der häufigste Grund für Wohnungsbrände. Es empfiehlt sich beim Verlassen der Wohnung den Stecker herauszuziehen.
Ein von innen steckender Schlüssel ist nur dann ein Schutz vor Einbrechern, wenn er so gedreht ist, dass er quer im Schloss steckt. Befindet er sich vertikal im Schloss, kann man von außen einen Schlüssel in das Schloss stecken und mit einem leichten Schlag den inneren Schlüssel so nach innen drücken, dass man von außen schließen kann.
True Crypt eignet sich hervorragend zur Verschlüsselung sensibler Daten und ist momentan nicht wirklich entschlüsselbar.
Nicht federnde Teleskopschlagstöcke sind keine verbotenen Waffen.
Auch Gas- und Schreckschusspistolen sind tödlich, wenn sie aus nächster Nähe abgefeuert werden. (Die schönen Fotos mit den halb weggeblasenen Köpfen bleiben mir in frischer Erinnerung)
Täter lassen sich anhand von Fusseln, die sie aus ihrer Umgebung und aus dem Kontakt mit dem Opfer mit sich herum tragen, ermitteln. Jeder Mensch hat quasi seinen eigenen „Fusselabdruck“
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Haushaltstipps vom LKA
das sich nach Aussage eines Systemadministrators zu seinem Kollegen tatsächlich zwischen jeder einzelnen Teigschicht eines guten Splitterbrötchens befinden soll.
Unter Lieblingswörter mit Kommentare deaktiviert für Mein Lieblingswort des Tages:
Endlich. Nachdem ich schon vor einem Monat einen Hyazinthentopf gekauft habe in der (vergeblichen) Hoffnung, dass sich das Wetter davon beeindrucken lässt, ist es jetzt offiziell. Unser Gegenübernachbar hat schon seine Palmen auf den Balkon gestellt. Optimist.
Nachtrag: WTF? Schneesturm hatte ich nicht bestellt!
Nachtrag: die Palmen des Nachbarn schienen nach wenigen Wochen Vorfrühlings tot zu sein. Mittlerweile wachsen aus dem gelben Strunk jedoch neue grüne Palmwedel heraus. Eine Phoenixpalme?
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Frühlingsanfang
Wir verließen das Backsteingebäude der Kurzzeitinsassen. Die Tür fiel zu und hinter uns drehte sich ein großer alter Schlüssel im Schloss. An der lecker nach frischen Brötchen duftenden Gefängnisbäckerei lief unser Grüppchen vorbei zu den Lebenslänglichen, die im Wohngruppenvollzug leben. Wohngruppenvollzug heißt: man darf sich im Haus tagsüber frei bewegen, die Zellen sind etwas größer und haben einen abgetrennten Toilettenraum, es müssen sich weniger Inhaftierte einen Duschraum teilen und es gibt mehrere gemeinsame Küchen, in denen gekocht werden kann. Er kommt insbesondere für Gefangene in Frage, die bereit sind, sich mit ihrer Tat auseinander zu setzen. Im 50er-Jahre Gebäude standen einige ältere Inhaftierte herum und hielten ein gemütliches Schwätzchen. Einer war gerade dabei, seine Zelle zu putzen. Als wir vorbeikamen, scherzte ein dicker, lustig aussehender Lebenslänglicher mit runder Hornbrille, ob wir uns denn schon eine Zelle ausgesucht hätten. Neben ihm stand ein neugierig und milde lächelnder, schon etwas tatterig wirkender Mithäftling, geschätzte 70 Jahre alt, mit beigefarbenem Wollsacko. Ein älterer Herr, wie man ihn hundertfach auf Berlins Straßen sieht. Im Gegensatz zu den Herrschaften mit Straftaten der mittleren Kriminalität wirkten sie überhaupt nicht kriminell und nicht agressiv. Mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe vor sich geht man wohl wesentlich entspannter und bewusster mit dem Leben im Gefängnis um.
Dann erhaschten wir noch einen Blick in den Besucherraum. Mehrere kleine Tische im Kantinen-Stil und Spiegel an den Wänden, damit die Wachtmeister den Überblick nicht verlieren. Im Besuchertrakt befindet sich auch noch ein kleines Apartement für privilegierte Insassen, die dort mit bestimmten Personen (Kinder, Verwandte, Partnerin, nicht: Prostituierte) einige Zeit in Privatsphäre verbringen können.
Auf dem Weg zum Ausgang bot sich uns dann der Anblick einer durchaus sinnvollen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: zwei Häftlinge waren damit beschäftigt, die Papiermülltonnen zu füllen. Einer stand unten vor der Tonne und reichte Pappe und Papier hinauf. Der andere stand in der Mülltonne und trat das Papier flach. Da geht noch was rein!
Durch die Sicherheitsschleuse ging es nach draußen. Betasten der Innentasche. Erleichterung, die Besucherpappe ist zum Glück noch da. Man kommt wieder raus! Besucherpappe wieder abgeben. Personalausweis in Empfang nehmen. Und wir waren zurück, schnupperten Freiheit und nahmen die Handys wieder in Betrieb. Willkommen zurück in der Welt.
Das Schöne an der Strafrechtsstation im Referendariat ist, dass man Orte sieht, die einem sonst nicht ohne weiteres zugänglich sind – wenn man nicht gerade strafrechtlich in Erscheinung getreten ist. Der eisigen Kälte trotzend, durften wir uns vor einigen Tagen nach Tegel begeben, in die Stadt in der Stadt: 1530 Insassen, 6 Gebäudekomplexe. Die größte Justizvollzugsanstalt Deutschlands.
Am Eingang hieß es: Perso abgeben und eintauschen gegen einen Besucherausweis, eine dicke Pappkarte, die so aussah, als würde sie schon seit Jahrzehnten zu diesem Zweck verwendet werden. Und die dringende Ermahnung, insbesondere an meine männlichen Kollegen, diese wie den eigenen Augapfel zu hüten. Denn wer die Karte am Ausgang nicht wieder abgeben kann, bleibt erst einmal im Gefängnis. Gepäck und Handy mussten draußen bleiben. Flugs durch die Sicherheitsschleuse durch. Und schon waren wir drin. Zunächst ging es in ein altes Backsteingebäude, in dem die Männer untergebracht sind, die eine Freiheitsstrafe von unter fünf Jahren abzusitzen haben und die nicht bereit oder in der Lage sind, an speziellen Resozialisierungsmaßnahmen teilzunehmen. Die „Standardknackis“. Da bis 15 Uhr die Zellen verschlossen bleiben, waren nur diejenigen Gefangenen im Gebäude unterwegs, die eine Arbeitsstelle hatten und die Zelle deswegen verlassen durften. Wir beäugten uns gegenseitig. Wir konnten uns mal richtige Strafgefangene anschauen und die Insassen hatten das Vergnügen, sich echte Frauen und andere komische Juristen auf die Netzhaut zu projezieren. Ich würde sagen, es war Zoo auf beiden Seiten. Es war sehr faszinierend zu sehen, dass die mittleren und Kleinkriminellen wesentlich krimineller aussahen, als die Lebenslänglichen: Tätowierungen im Gesicht, gelbe verfaulte Zähne, hageres Äußeres, harter Blick, agressives Verhalten untereinander: das begegnete uns nur in diesem Haus. Das Haus als solches: drei Etagen, verbunden durch lange Metalltreppen, viele abgeschlossene Türen, ein Wachhäuschen in der Mitte, lange Gänge mit aneinandergereihten verschlossenen Zellentüren, schwarze Bretter mit akuellen Infos für die Gefangenen. Das Hereinlugen in eine offene Zellentür offenbarte: ein schmales Stück Raum, ein Bett, ein Fernseher, ein paar Möbel, Toilette im Zimmer. Apropos Fernseher: die Lieblingssendungen der Insassen sollen Richter Alexander Holdt und Barbara Salesch sein. Schön, wie sich die Katze in den Schwanz beißt.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Hinter schwedischen Gardinen I
neben faltiger, alt aussehender Haut, Lungenkrebs und Raucherbein?
Dieser freundliche Aschenbecher findet sich im Eingangsbereichs des Amtsgerichts Tiergarten, Zweigstelle Kirchstraße. Wo all die nervösen Angeklagten noch ihr letzes Zigarettchen durch die Lunge ziehen, bevor der Ernst des Lebens beginnt.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Gibt es ein besseres Argument dafür, mit dem Rauchen aufzuhören?
Hach, hach. Wir sind vor kurzem umgezogen – ca. zehn Gehminuten von der alten Wohnung entfernt – und aus unerfindlichen Gründen benötigt der rosane Riese vier Wochen, um den Internetzugang auf die neue Wohnung umzustellen. Jetzt sitzen wir Tag für Tag tieftraurig vor unseren vier Computern und starren auf den leeren Desktop. Im Ernst: es ist schon verblüffend, wieviel freie Zeit auf einmal übrig ist. Zeit, die ich hoffentlich dazu nutzen kann, schon ein paar Blogbeiträge vorzubereiten und mein kleines Bloglein wiederzubeleben bevor die stressige Strafrechtsstation losgeht und ich verkleidet als Staatsanwalt versuche, gelangweilte dummbratzige Jugendliche davon abzuhalten, sich auch zukünftig wegen Nichtigkeiten mit ihren Gürteln die Schädel einzuschlagen.
Was tun, wenn man(n) sich zur Entspannung ein wenig massieren lassen will und im Thai-Massagesalon auf der Massageliege der Massage harrend, unerwarteterweise mit einer nackten Thailänderin konfrontiert wird, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen mit ganzem Körpereinsatz zu massieren – auf Wunsch mit Happy End? Kann und will man(n) in einer solchen Situation darauf pochen, dass alles nur ein Irrtum sei und man lediglich an einer normalen Massage interessiert sei ? Der mir bekannte Mann, dem das passiert ist, hat dies jedenfalls nicht getan und war nach 45 Minuten Nacktmassage auch dem Happy End nicht mehr abgeneigt. Um gar nicht erst in eine solch verzwickte Situation zu kommen, müsste man in der Lage sein, die Etablissements des horizontalen Gewerbes von solchen Thai-Massagesalons zu unterscheiden, die man(n) ohne Hintergedanken zum Zwecke einer Thai-Massage betreten kann. Ich kenne von jeder Sorte nur ein Geschäft – das mit Happy End-Massage jedoch nur von außen. Es scheint so, als würden die Salons, bei denen der Fokus auf den Massagen liegt, mit traditioneller Thai-Massage werben – während die anderen es bei dem Begriff Thai-Massage belassen. Die Werbung mit Fotos hübscher Asiatinnen und auffällige Leuchtreklame scheinen´auch eher für Happy End zu sprechen -während die traditionellen Massagesalons mit unauffälliger und sachlicher Schaufenstergestaltung aufwarten. Aber darüber hinaus? Auch die traditionellen Salons sind so eingerichtet, dass es intim und gemütlich wirkt: idirektes Licht, entspannende Musik und asiatische Duftstäbchen. Eventuell ist noch an dem Spektrum der im Prospekt angebotenen Behandlungen die Ausrichtung des Geschäfts erkennbar. Je medizinischer und sachlicher es klingt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich nur um Massage geht.
Was ich mich schon immer gefragt habe: was passiert eigentlich wenn man sich als Frau in einen Happy-End Salon verirrt?
Eine amerikanische Freundin von mir hat sich ein Jahr Auszeit genommen, um im Irak zu arbeiten. Sie arbeitet in einem Krankenhaus der amerikanischen Botschaft. Ihre erste Woche geht gerade zu Ende und ich habe sie per Skype zu ihren ersten Eindrücken gefragt. Ich nenne sie einfach „X“.
Oliver: Hast Du bereits gearbeitet?
X: Ja, die ganze Woche schon. Die Arbeit ist in Ordnung. Unsere Abteilung ist neu, deswegen muss ich viel organisieren.
Oliver: Du arbeitest in einem Krankenhaus. Hat man da viel mit Opfern von Autobombenexplosionen zu tun?
X: Kaum. Die Leute, die zu uns kommen, sind einfach krank. Hauptsächlich Papierschnittwunden. (lacht)
Oliver: Sind die Leute im Allgemeinen gut oder schlecht drauf?
X: Ich würde sagen, sie sind ziemlich gleichgültig. Die meisten wollen aber schon hier sein. Viele sind hier für ein Jahr. Sie können sich hinterher aussuchen, wo sie hin möchten. Die meisten träumen von einem Leben am Strand oder so etwas.
Kinder, Kinder: man muss doch nicht alle Traditionen aus dem anglo-amerikanischen Raum übernehmen. Was ist das auch für eine Einstellung, anderen Leuten mit bösen Streichen zu drohen, wenn sie keine Süßigkeiten herausgeben. Unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten ist das doch ziemlich problematisch. Werden da nicht quasi kleine Verbrecher herangezüchtet? Na von mir gibt es jedenfalls nichts. Ich esse alle Süßigkeiten alleine auf, har har.
Unter Allgemein mit Kommentare deaktiviert für Sogar er findet Halloween zum Kotzen…