Seebrise
Während sich in Berlin vor Hitze die Häuser krümmen, habe ich mich an die See aufgemacht und lasse mir eine steife Brise um die Ohren wehen. Der Ort ist schön zurecht gemacht, mit kleinem Hafen, Strandpromenade und der obligatorischen Seebrücke. Abgesehen von einem sozialistischen Kasten, der sich teures Hotel oder Resort nennt und ganze Busladungen von Senioren verschluckt. Wer als Tourist modisch was auf sich hält, trägt blau-weiß gestreifte Seemannspullover, weiße dreiviertellange Hosen und eine getönte Brille. Die Einheimischen erkennt man daran, dass sie ebendies nicht tun und häufig auf alten klapprigen Fahrrädern unterwegs sind. Außerdem natürlich am schönen nordischen Dialekt, der sich seit dem Schnuppern der ersten Ostseeluft mehr oder weniger authentisch auch aus meinem Munde kringelt. Das Beste an so einem Urlaub ist, dass man ohne schlechtes Gewissen jeden Tag lecker essen gehen kann: Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln oder Kroketten, Eisbein, Kapitänsteller und dazu ein herbes nordisches Bier. Und den Möwen zuzusehen, wie sie sich damit vergnügen, gegen den Wind anzufliegen, mit dem Wind treiben zu lassen oder einfach nur auf den Buhnen zu sitzen und auf das schöne blaue Meer zu schauen.
Foto: hfrs
Unter Reise