Sie oder ich?
In meiner Gegend muss es eine junge Frau geben, die mir sehr ähnlich sieht. Denn häufig nicken mit wildfremde Menschen zu und grüßen mich oder lächeln mich freundlich an. In solchen Momenten rattert mein Gehirn beim Versuch diese Leute einzuordnen, aber meistens habe ich sie noch nie vorher gesehen. Hier ist es auch nicht wie in länglichen Gegenden oder beim Waldspaziergang üblich, jeden zu grüßen, der einem über den Weg läuft. Wenn so etwas vorkommt, bin ich immer unsicher, wie ich reagieren soll. Wenn ich sie nur verwundert anschaue, ist es für sie peinlich, weil sie merken, dass sie sich geirrt haben. Oder es fällt ein schlechtes Licht auf meine Doppelgängerin, weil sie es nicht bemerken und die fehlende Erwiderung für pure Unhöflichkeit halten. Deswegen grüße ich meistens zurück, frage mich aber im gleichen Augenblick, ob sie nicht von nahem doch ihren Irrtum bemerkt haben und sich wundern, dass ich den Gruß erwidere. Noch peinlicher ist es, wenn man bereits ein paar Worte gewechselt hat und der Andere erst dann merkt, dass man doch nicht derjenige ist, für den man gehalten wurde. Dann folgt meistens ein betretenes Schweigen und ein Gang auf die Toilette ohne Wiederkehr. Hach, komliziert ist die Welt.
Foto: p0psicle
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